Südöstlich von Ankara befindet sich der Kesikköprü Stausee. In der Nähe des Stausees liegen zahlreiche kleinere Ortschaften, die gegenwärtig über eigene Brunnenanlagen ihr Trinkwasser gewinnen.
Es handelt sich um ein ländlich strukturiertes Gebiet, das in den Sommermonaten auch zur Naherholung genutzt wird. Die vorhandene Wasserversorgung ist gerade in den Sommermonaten unzureichend. Es ist daher der Aufbau einer zentralen Wasserversorgung unter Nutzung des vorhandenen Stausees geplant.
Die Tauber-Rohrbau GmbH & Co. KG hat das Ingenieurbüro Richter mit den erforderlichen Ingenieurleistungen für die Bau- und Verfahrenstechnik einschließlich der Vermessung der Transportleitungstrassen beauftragt.
Bei der Planung der Entnahme und der Aufbereitung sind eine Vielzahl von Randbedingungen zu beachten.
Der Stausee wird zurzeit zur Energiegewinnung und zur Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen genutzt. Des Weiteren wird im See eine Forellenzucht betrieben. In den Sommermonaten findet außerdem eine touristische Nutzung statt.
Der Stausee liegt am größten Fluss der Türkei. In seinem Einzugsgebiet befinden sich landwirtschaftlich genutzte Flächen sowie Städte und Siedlungen, deren Abwässer unzureichend gereinigt in den Fluss geleitet werden. Es ist daher mit Einträgen von Nährstoffen, Pflanzenschutzmitteln, Abwässern einschließlich Viren und Bakterien sowie mit Abspülungen von Verkehrsflächen zu rechnen. Die Wasseranalyse weist außerdem auf zu hohe Salz- und Sulfatgehalte hin. Die variierenden Wasserstände im Stausee sowie jahreszeitlich bedingte Änderungen in der Trübungsverteilung über die Wassertiefe erfordern eine flexible und anpassungsfähige Entnahme.
Da der Stausee durch relativ steile, felsige Ufer flankiert wird, ist eine Aufbereitung des Trinkwassers in Seenähe nicht möglich. Die Aufbereitungsanlage soll daher direkt vor dem zentralen Hochbehälter errichtet werden. Das Rohwasser wird nach einer Vorreinigung über eine Mikrofiltration am Ufer des Sees von leistungsfähigen Pumpen der Aufbereitungsanlage zugeleitet, die unmittelbar vor dem Hochbehälter erreicht werden soll. Aufgrund der bereits genannten Wasserinhaltsstoffe erfolgt die Hauptreinigung über Ultrafiltration. Durch die Kombination Mikrofiltration, Ultrafiltration werden suspendierte Partikel aber auch Algen und Zoo-Plankton zurückgehalten. Außerdem werden Keime und Bakterien aus dem Wasser entfernt.
Zur erforderlichen Reduzierung des Salz- und Sulfatgehaltes wird ein Drittel des Permeats aus der Ultrafiltration über eine Umkehrosmose geleitet und anschließend mit dem übrigen Teilstrom wieder vermischt.
Nach der Aufbereitung gelangt das Trinkwasser in den zentralen Hochbehälter und von dort über ein ca. 80 km langes Verteilungsnetz in die einzelnen Ortschaften. Insgesamt sollen ca. 18.000 Einwohner mit Trinkwasser versorgt werden.