Obwohl die Gemeinde Liebenburg in den letzten Jahren schon umfangreiche punktuelle Sanierungsmaßnahmen an den Schmutzwasserhauptkanälen hat durchführen lassen, hat sich der Fremdwasserzufluss nicht verringert, sondern sogar erhöht. Die Schmutzwasserkanalisation in der Ortschaft Dörnten ist aufgrund der sehr hohen Fremdwasserinfiltration extrem stark hydraulisch belastet und zum Teil überlastet, so dass es gelegentlich in einigen Bereichen bei entsprechenden Starkregenereignissen bereits zu Netzüberläufen gekommen ist.
Um diese Fremdwasserproblematik nun endgültig in den Griff zu bekommen, hat sich die Gemeinde Liebenburg im letzten Jahr entschieden eine konzeptionelle Gesamtbetrachtung durchzuführen und das Ingenieurbüro Richter mit den notwendigen Leistungen beauftragt. Hierfür mussten die bautechnischen und hydraulischen Zustände näher untersucht, die Fremdwasserzuflüsse lokalisiert und Sanierungsstrategien erarbeitet werden.
Die Auswertung der optischen Inspektion des 7,1 km langen öffentlichen Schmutzwassernetzes hat ergeben, dass ca. 55 % der öffentlichen Kanalisation einen sehr hohen Sanierungsbedarf besitzt und nur 13 % der Schmutzwasserkanäle mängelfrei sind.
Weiterhin konnte schon bei der Auswertung der optischen Inspektion der Hauptkanäle festgestellt werden, dass aus jedem dritten Hausanschluss Fremdwasser in das öffentliche Kanalnetz gelangt. Diese optischen Eindrücke wurden durch die hydraulische Überprüfung, die auf den tatsächlichen Frischwasserverbrauchswerten und den vor der Pumpstation gemessenen Abflusswerten basiert, bestätigt. Bei den Starkregenereignissen im September 2007 betrug der Fremdwasseranteil über 1.000 %. Im Jahresdurchschnitt liegt der Anteil des Fremdwassers bei über 300%.
Basierend auf diesen Erkenntnissen wurde für die Schmutzwasserhauptkanäle ein mehrjähriges Fremdwasserbeseitigungskonzept erstellt. In einem 1. Bauabschnitt sind im Frühjahr 2008 auf einer Länge von 4 km Reparatur- und Renovierungsmaßnahmen ausgeführt worden. Aufgrund der vorgefundenen Schadensbilder können fast alle Schadstellen und Undichtigkeiten in der wesentlich wirtschaftlicheren geschlossenen Bauweise saniert werden, so dass die Baukosten für den 1. Bauabschnitt nur 350.000,00 € betrugen.
Da aber ein Großteil des Fremdwassers über die privaten und öffentlichen Hausanschlussleitungen kommt, werden in einem nächsten Schritt sämtliche Hausanschluss- und Grundleitungen mittels Satellitenkamera auf ihren bautechnischen Zustand hin überprüft. Für eine effiziente Fremdwassererkundung muss die Kanalinspektion der Grundleitungen bis möglichst zur Fallleitung bzw. Revisionsklappe erfolgen. Nur so können auch angeschlossene Drainagen nachgewiesen werden. Ergänzend werden für die Erfassung von Falscheinleitern Signalnebelüberprüfungen und Dichtheitsüberprüfungen ausgeführt.