Das ca. 2.500 km lange öffentliche Kanalnetz der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover ist bis zu 125 Jahre alt. Durch die alltäglichen hohen Belastungen sowie die altersbedingte Substanz des Kanalnetzes besteht mittlerweile abschnittsweise ein hoher Sanierungsbedarf.
Seit dem Jahr 2000 lässt die Stadtentwässerung Hannover daher das Kanalnetz kontinuierlich mittels Fernsehkamera inspizieren. Basierend auf den Ergebnissen der Kanaluntersuchung erfolgt eine Analyse des Bauzustandes sowie Festlegung des erforderlichen Sanierungsbedarfes. Für die bauliche Umsetzung der Erneuerungs-, Renovierungs- und Reparaturmaßnahmen wird jährlich ein zweistelliger Millionenbetrag investiert.
Das Ingenieurbüro Richter hat in den letzten Jahren die Stadtentwässerung Hannover bei diesem Vorhaben intensiv begleitet und mittlerweile ca. 140 km Kamerabefahrung ausgewertet und ent-sprechende Sanierungsmaßnahmen geplant.
In einigen Bereichen erfolgte neben der Planung auch die ingenieurmäßige Begleitung der Bauausführung. Zur Gewährleistung einer gesamtheitlichen Kanalsanierung wurden hier auch stets die einbindenden Anschlussleitungen bautechnisch berücksichtigt.
Die vom Ingenieurbüro Richter geplanten und überwachten Kanalbauabschnitte befanden sich im Hinblick auf die Verkehrssituation in äußerst sensiblen Bereichen. Es handelte sich um bis zu vierspurige Hauptzufahrtsstraßen mit Stadtbahn und Busverkehr sowie angegliederten Geh- und Radwegen. Um die Beeinträchtigung für den Verkehr und die Anlieger so gering wie möglich zu halten, wurden die Kanalarbeiten zusammen mit anstehenden Straßenbaumaßnahmen oder während der Nachtzeiten durchgeführt.
Bei einer ausreichenden hydraulischen Leistungsfähigkeit des betrachteten Kanalabschnittes wurden Sanierungsverfahren in geschlossener Bauweise herangezogen. So wurden u.a. 12 Haltungen von Schmutzwasserhauptsammlern der Stadt Hannover auf einer Länge von ca. 750 m (DN 1.300 und Ei-Profil 730/1.100) mit Nadelfilzlinern saniert. Die Tiefenlage der Kanäle beträgt bis zu 7 m. Weiter wurden ca. 190 m Regenwasserkanal (DN 400 bis DN 700) mittels GFK-Schlauchlinern renoviert.
Zur Gewährleistung eines uneingeschränkten Kanalbetriebes wurden provisorische Pumpwerke zur Abwasserüberleitung errichtet. Diese wurden auf Abwassermengen von bis zu 1.000 l/s ausgelegt. Die Verlegung der Druckleitung DN 600 erfolgte ebenfalls im Verkehrsraum.
Im Falle einer nicht ausreichenden hydraulischen Leistungsfähigkeit wurden Kanäle auch in offener Bauweise oder im gesteuerten Rohrvortrieb erneuert.
Die Gesamtkosten für die bisher geplanten Kanalsanierungsmaßnahmen belaufen sich auf ca. 14,9 Mio. €, wovon bereits 4,5 Mio. € baulich umgesetzt wurden.